Montag, 28. Mai 2012

Meine Arbeit

Wie ja bereits vor einiger Zeit geschrieben, arbeite ich seit März in einer neuen Arbeitsstelle.
Pro Ninos de la Calle ist ein Straßenkinderprojekt im Herzen der Millionenmetropole Mexiko-Stadt. Es gibt 3 verschiedene Etappen: die Straßenarbeit, das Tageszentrum (Centro de Día) und Opción de Vida. Die Zielgruppen sind Jungs zwischen 11 und 17Jahren, die allein oder mit ihrer Familie auf der Straße leben.

Normalerweise stehe ich jeden Tag gegen 8Uhr morgens auf und fahre um 8.30Uhr mit der Metro los. Ab und zu muss ich schon um 7.30Uhr los, das ist der Fall, wenn ich Chavos (Jugendlichen) von einem Obdachlosenheim abholen muss um sie zu Pro Ninos zu bringen. Die Arbeit beginnt offiziell um 9 Uhr, um diese Zeit kommen die Chavos ins Centro de Dia. Nach ihrer Ankunft müssen sie sich erst mal duschen und danach ihre Wäsche von Hand waschen. Ich versorge mit anderen Freiwilligen die Jungs mit Creme, Deo, Gel, etc. und passe auf, dass sie keinen Unfug treiben. Um 10.30Uhr gibt es für alle gemeinsam Frühstück. Danach findet sich das Straßenteam im Büro ein und wir besprechen den Tagesablauf, wer mit wem auf die Straße geht, wer welche Zonen abdeckt, wann mit Chavos Treffen ausgemacht wurden … Ab ca. 11.30Uhr geht’s ab ins Großstadtgetümmel, natürlich zu Fuß. Meistens gehen wir zu zweit auf die Straße, das heißt ein Educador und ein Voluntario zusammen, jedes „Pärchen“ (4 Teams) hat pro Tag 2-3 Zonen zu besuchen. Falls wir am Vortag mit einem Chavo z.B. ausgemacht haben, wir treffen uns mit ihm um 12.30Uhr an einem bestimmen Ort, dann sollte diese Zeit möglichst eingehalten werden, da wir ja als Vorbilder agieren. Wenn wir den Chavo gefunden haben, suchen wir uns einen ruhigen Platz, z.B. eine Bank in einem Park, um mit ihm zu arbeiten. Wir haben immer einen Rucksack voller Spiele dabei, das sind didaktische Spiele, Gemeinschaftsspiele, Strategiespiele, je nach dem, wie lange wir schon mit dem Jungen arbeiten, wie alt er ist und über was wir an diesem Tag mit dem Jungen reden wollen. So spiele ich z.B. gerne das Labyrinth Duell, es geht um Schnelligkeit, wer sich zuerst einen Weg zum richtigen Symbol sucht. In der Reflexion nach diesem Spiel mit dem Chavo geht es darum, sich selbst seinen Weg zu suchen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und es immer weiter zu versuchen. Wir als „Voluntadoren“ können ihm zwar Tipps geben, ihm bei Fragen oder Zweifel zur Seite stehen, aber den Weg muss der Junge selbst gehen. Die pädagogischen Hintergründe finde ich immer wieder interessant und ich konnte schon viel im Umgang mit den Jungs von meinem Educador lernen! So beschäftigen wir uns maximal 1h mit einem Chavo, machen Treffen für den nächsten Tag aus und gehen zur nächsten Zone. Manchmal gehen wir auch zu Gebieten, wo wir noch keine Jungs kennen, das nennt sich dann Observacion Diagnostico. Wir halten die Augen offen nach Kartons, die oft als Schlafunterlage der Straßenkinder dienen, nach Kleidung, und natürlich nach den Kindern selbst. Falls uns ein Junge ins Auge gefallen ist, suchen wir uns einen Platz, auf dem wir für ihn gut sichtbar sind, packen z.B. die Diabolos aus und versuchen so, Aufmerksamkeit bei ihm zu erregen. Oft kommt der Chavo dann von selbst zu uns, fragt, ob er auch mal spielen darf und so kommt man mit ihm ins Gespräch, fragt nach Namen, wie lang er schon auf der Straße lebt, wo er sich genau aufhält etc.
Gegen 15Uhr kehren wir wieder ins Centro de Dia zurück, Mittagessen. Um 16Uhr hat das Straßenteam „Cierre“, Abschlussbesprechung im Büro. Jedes Team erzählt, wie es ihm am Tag ergangen ist, welche Ergebnisse mit Chavos erzielt wurden, ob neue Jungs gefunden wurden. Es gibt auch Tage, an denen man keinen einzigen Jungen findet, stundenlang in praller Sonne in der Stadt umher rennt. Das kann ab und zu schon ein bisschen deprimierend sein, aber es gibt auch gute Tage, an denen man z.B. mit 3 Chavos arbeiten kann J
Um ca. 17Uhr beenden wir die Cierre und es geht meistens mit dem Metrobus zurück nach Hause, da so der Fußweg kürzer ist und nach einem anstrengend Tag schon mal die Füße weh tun können  ;)

Ich bin wirklich super zufrieden mit meiner neuen Arbeitsstelle und es könnte gerade nicht besser laufen !